

P F L E G E - S E R I E
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Amtsblatt Eisenstadt | März 2020
> Pflegeserie
Kontinenz fördern. Lebensqualität verbessern
Sind Husten, Heben, Tanzen oder herz-
haftes Lachen ein Problem? Dann be-
einflusst unkontrollierter Harnverlust
Ihre Lebensqualität. Wir möchten hier
über ein Tabuthema sprechen, das so
stark schambehaftet ist, dass es gern
verschwiegen wird.
Unwillkürlichen Harnverlust verbin-
den wir wohl eher mit dem Alter. Doch
ist es aufgrund des großen gesell-
schaftlichen Tabuthemas viel weiter
gestreut. Neben Schwangerschaft, ei-
ner Schwäche des Beckenbodens oder
einer
Blasenschließmuskelstörung
aufgrund von Erkrankungen bei Män-
nern, gibt es auch andere Krankheiten,
die es begünstigen können. Multiple
Sklerose, Diabetes und psychische Er-
krankungen gehören dazu.
Einmal betroffen, kann es dazu führen,
dass Menschen beginnen sich zurück-
zuziehen, die Gesellschaft zu meiden,
aus Scham, dass jemand es mitbekom-
men könnte. Viele versuchen dem gan-
zen entgegen zu wirken, indem sie ein-
fach weniger trinken. Das macht auf
den ersten Blick durchaus Sinn. „We-
niger trinken, also muss ich nicht so
oft auf die Toilette und es kann nichts
daneben gehen.“ Das jedoch führt
wieder zu Folgeerscheinungen: Bla-
senentzündungen, akute Verwirrtheit
bis hin zu Störungen im Blutkreislauf.
Doch wie geht man nun damit um?
Um den Ursachen auf den Grund zu
gehen, sind eine professionelle Erfra-
gung durch entsprechendes Fachper-
sonal (eine sogenannte Anamnese)
und eine ärztliche Diagnostik von
Bedeutung. Wir beschreiben hier die
häufigsten Formen von Harninkonti-
nenz:
• die Belastungsinkontinenz
• die Dranginkontinenz
Von Belastungsinkontinenz sind mehr
Frauen als Männer betroffen. Der
Name ist hier Programm. Ein Niesen,
ein Huster oder das Heben einer Ein-
kaufskiste, und plötzlich ist die Hose
feucht. Unangenehm und frustrierend
für jeden Betroffenen. Was genau ist
hier eigentlich passiert? Der Blasen-
ausgang wird gestützt durch 2 Muskel.
Der innere lässt sich nicht steuern, er
ist also unwillkürlich. Ist die Blase voll,
öffnet sich dieser. Nun kommt der 2.
Muskel zum Einsatz. Er lässt sich von
uns willkürlich steuern. Bei der Belas-
tungsinkontinenz kommt es hierbei zu
einer Schwäche. Kommt die Belastung
z.B. das Heben eines schweren Gegen-
standes, kann diese Schwäche dazu
führen, dass einige Tropfen verloren
werden. Wenn Sie jetzt mit dem Kopf
nicken, werden sie es kennen und ich
kann Ihnen hier versichern, Sie sind da-
mit nicht alleine.
Auf die Symptome einer Dranginkonti-
nenz weist bereits der Name hin: Die
Betroffenen verspüren einen starken
Harndrang, der mit einem unkon-
trollierbaren Urinverlust einhergehen
kann.
Beispielhaft Szene: Man steht an der
Tür, sucht den Schlüssel in der Tasche
und… plötzlich ist die Hose nass. Der
Harndrang tritt sehr häufig auch dann
auf, wenn die Blase nicht gefüllt ist.
Betroffene erleben dabei immer wie-
der Folgendes: Auch wenn der Harn-
drang sehr stark ist und sie den Urin
nicht lange halten können, tritt beim
Toilettengang meistens nur eine klei-
ne Menge Flüssigkeit aus. Nicht selten
leiden Betroffene gleichzeitig unter
einer Drang- und einer Belastungsin-
kontinenz. Man spricht dann von einer
Mischinkontinenz. Weitere Informati-
onen können Sie bei einer Pflegebera-
tung des burgenländischen Hilfswerks
oder einem Arztbesuch in Erfahrung
bringen.
Co-Autorin: Veronika Thiel (DGKP und Kontinenz-
beauftragte aus der SP Purbach)
Pflege-Direktorin
Marina Meisterhofer,
MSc
Rufen Sie uns an:
Burgenländisches Hilfswerk,
7000 Eisenstadt
Robert Graf Platz 1
02682/65 150
office@burgenland.hilfswerk.at