Reptilienwand

Kultur, Tourismus & Sport

Reptilienwand

Im Frühjahr 2018 startete das neueste Bürgerbeteiligungsprojekt in Eisenstadt, das Bürgerbudget, bei dem die Bevölkerung eingeladen wurde, sich aktiv an der Entwicklung von Projekten zu beteiligen.

Bis Ende Mai wurden mehr als 100 Projektideen für die drei Stadtbezirke eingereicht und die sogenannten engagierten Bürger nominiert. Das erste Projekt, dass zur Umsetzung gebracht wurde, ist die Reptilienwand in St. Georgen.

Die Heimat von St. Georgens Smaragden

Diese sonnenbeschienene Steinwand zwischen Weingärten, Trockenrasenflächen und Waldrand bietet ein optimales Rückzugsgebiet für verschiedenen Reptilienarten, die allesamt selten geworden sind und unter Naturschutz stehen. Solche besonderen Lebensraumelemente gibt es in unserer Landschaft leider nur noch selten.

Mit etwas Glück und Geduld können Sie hier die folgenden Naturschätze beim Sonnenbaden beobachten. Sichtungen können direkt vor Ort in ein Reptilienbuch eingetragen werden. Wenn Sie es sogar schaffen, ein Foto zu machen, können Sie dieser gern an die folgende Adresse mailen: lehrpfad@eisenstadt.at

Smaragdeidechse (Lacerta viridis)

Aussehen
Die Smaragdeidechse ist mit bis zu 40 cm Gesamtlänge unsere größte heimische Eidechsenart. Dabei ist der Körper dieses Reptils mit max. 14 cm nur etwa halb so lang wie ihr Schwanz, der – wie bei allen Eidechsenarten – im Kampf mit Artgenossen oder Fressfeinden abreißen kann und nur unvollständig nachwächst.

Ihren Namen verdankt die Smaragdeidechse ihrer grünen Hautfarbe (mit dunklen Sprenkeln). Die Männchen, die etwas größer und kräftiger sind als die Weibchen, haben eine intensivere Grünfärbung und während der Paarungszeit im Frühsommer (April bis Juni) eine türkisblau gefärbte Kehle. Die Weibchen sind mit ihrer grün-braunen Körperfarbe besser getarnt. Ebenso wie die Jungtiere, die zunächst beige bis hellbraun gefärbt sind und häufig entlang der Flanken eine Reihe weißer Punkte haben.

Lebensweise
Weibliche Smaragdeidechsen legen meist im Juni durchschnittlich 10 Eier (5-20) in selbst gegrabene Erdgänge. Damit endet ihre mütterliche Fürsorge. Die Jungtiere schlüpfen ab Anfang September und müssen nun viel fressen, um Reserven für den Winter zu haben. Die wärmeliebende Smaragdeidechse verbringt die Zeit von September bis März in Winterstarre in ihrem Versteck. Die Jungtiere sind meist noch bis Ende Oktober aktiv und hungrig.

Die Leibspeise der Smaragdeidechse sind Heuschrecken und Käfer aber auch andere Insekten und Spinnen. Außerdem frisst sie gelegentlich Früchte und auch die Jungtiere kleinerer Reptilienarten. Ihre Nahrung sucht die standorttreue Eidechse im Umkreis von maximal 200m von ihrem Unterschlupf. Nur die abwandernden Halbwüchsigen entfernen sich deutlich weiter vom schützenden Versteck und haben deshalb eine höhere Sterblichkeit.

Lebensraum
Smaragdeichechsen kommen vor allem in Gegenden mit heißen Sommern und mäßigem Niederschlag vor und sind somit in Wein- und Obstanbaugebieten bis 500m Seehöhe häufig anzutreffen. Dabei sind kleinstrukturierte landwirtschaftliche Flächen, die mit Wegrainen, Hecken, Felsen oder Steinhaufen ausreichend Versteckmöglichkeiten bieten besonders wertvoll. Außerdem mögen die sonnenhungrigen Eidechsen geneigtes bis steiles Gelände und hier insbesondere südexponierte Lagen.

Gefährdung & Schutz
Leider schwinden die geeigneten Lebensräume der Smaragdeidechse zusehends, weshalb sie europaweit unter Schutz gestellt wurde. In ihren österreichischen Kerngebieten, zu denen auch die Region Leithagebirge zählt, ist dieses Naturjuwel glücklicherweise nicht akut bedroht. Damit dies so bleibt ist es ratsam, Legstein- und Todholzhaufen anzulegen, den Einsatz von Bioziden sowie eine Spätsommermahd (Mitte August bis Ende Oktober) von Wegrainen zu vermeiden.

Zauneidechse (Lacerta agilis)

Aussehen
Mit einer Gesamtlänge von maximal 22 cm ist die Zauneidechse deutlich kleiner als die nahe verwandte Smaragdeidechse. Der 9 bis 11 cm lange Körper ist kräftiger gebaut und hat eine graubraune Grundfarbe mit weißen, dunkelrandigen Punkten, den sogenannten Augenflecken. An diesem kontrasteichenen Muster kann man nicht nur die Art erkennen, sondern auch einzelne Tiere unterscheiden. Im Gegensatz zu Weibchen und Jungtieren haben männliche Zauneidechsen, insbesondere während der Paarungszeit grün gefärbte Körperseiten, Kehlen und Vorderbeine.

Lebensweise
Wie alle Reptilien ist die Zauneidechse wechselwarm und verbringt die kalten Monate, von Oktober bis März, in Winterstarre. Mit etwas Glück kann man zwischen Ende April und Anfang Juni Zauneidechsen beim Paarungsmarsch beobachten, bei dem das Männchen zunächst den Schwanz des Weibchens und zum Schluss den Nacken festhält. Nach der Paarung gräbt das Weibchen Gruben an einer warmen, feuchten Stelle und legt 5 bis 10 Eier hinein aus denen im Juli die ersten Jungtiere schlüpfen. Damit sie schnell wachsen und weniger leichte Beute für Füchse, Katzen, Krähen und Schlangen sind, müssen sie viele Insekten, Spinnen, Asseln und Tausendfüßler fressen.

Lebensraum
Die Zauneidechse ist wenig spezialisiert und unterhalb von 1700m Seehöhe weit verbreitet. Sie hat eine Vorliebe für offene, reich strukturierte Landschaften. Ihren Namen erhielt sie, weil sie häufig in Grenzstrukturen wie Waldrändern, Feldgehölzen, Böschungen und naturnahen Gartenhecken angetroffen wird. Innerhalb ihres Lebensraumes ist die Zauneidechse grundsätzlich standorttreu und wandern kaum weiter als 100m.

Gefährdung & Schutz
Obwohl die Zauneidechse vielerorts die häufigste Reptilienart ist sind ihre Bestände rückläufig. Die Hauptursache hierfür ist der Verlust geeigneter Lebensräume durch Bebauung, Verbuschung oder Intensivierung der Landwirtschaft. In Siedlungsnähe sind freilaufende Katzen sowie der Straßenverkehr große Gefahren für diese kleinen Reptilien. Die Schaffung von Kleinstrukturen wie Reisig- und Steinhaufen und naturnahen Hecken sowie die Offenhaltung von Brach- und Ruderalflächen sind hilfreiche Maßnahmen zur Erhaltung von Lebensräumen für die Zauneidechse.

Äskulapnatter (Zamenis longissimus)

Aussehen
Die Äskulapnatter ist mit bis zu 2m die längste Schlangenart Österreichs – die meisten Exemplare sind aber deutlich kleiner. Ausgewachsene Tiere sind meist einfärbig gelbbraun bis schwarzbraun mit helleren Nackenflecken und haben teilweise feine weiße Striche entlang einiger Rückenschuppen. Junge Äskulapnattern sind deutlich kontrastreicher gefärbt und können leicht mit Ringelnattern verwechselt werden. Charakteristisch ist jedoch das dunkle Schläfenband, das von dem hellen Nackenfleck umgeben ist. Wie alle Natternarten hat die Äskulapnatter runde Pupillen und ist ungiftig.

Die Äskulapnatter wurde nach dem griechischen Gott der Heilkunst benannt und ist noch heute im Äskulapstab, dem Symbol der Ärzte und Apotheker abgebildet.

Lebensweise
Die tagaktive Äskulapnatter erwacht im März/April aus dem Winterschlaf und geht im Mai und Juni auf Partnersuche. Dabei begleitet das Männchen sein Weibchen über mehrere Tage und versucht Rivalen durch einen Kommentkampf zu vertreiben. Bei diesem Kräftemessen haben die Männchen ihre Körperenden verschlugen und versuchen den Kopf des Gegners herunter zu drücken, woraufhin das unterlegene Männchen flieht. Äskulapnattern werden erst mit 5 bis 6 Jahren geschlechtsreif, vermehren sich also vergleichsweise langsam. Die ausgewachsenen Weibchen legen im Juni/Juli 2-12 Eier an geeigneter Stelle (z.B. in morschen Baumstümpfen), teilweise gemeinsam mit anderen Äskulap- oder Ringelnatterngelegen. Nach 6 Wochen schlüpfen die Jungtiere, die sich wie ihre Eltern im Oktober zum Winterschlaf zurückziehen.

Die Äskulapnatter frisst überwiegend Mäuse, aber auch Jungvögel, Eier und junge Eidechsen.

Lebensraum
Ähnlich wie die Smaragdeidechse, kommt die Äskulapnatter vorwiegend in sommerwarmen und niederschlagsarmen Gebieten unter 1300m vor.

Als Lebensraum bevorzugt sie lichte Laub- und Mischwälder aber auch Offenflächen wie Weingärten, Streuobstwiesen und Brachen, wenn geeignete Strukturen vorhanden sind. Dies können Böschungen, Hecken, Holzstöße oder Legsteinhaufen sein. Auch in naturnahen Gärten können Äskulapnattern vorkommen und nutzen häufig Komposthaufen zur Eiablage.

Äskulapnattern können gut klettern und rasten häufig auf Bäumen oder in Gartenschuppen.

Gefährdung & Schutz
Ausgewachsene Äskulapnattern haben kaum Fressfeinde. Gefahr droht ihnen aber vom Straßenverkehr. Für das Fortbestehen der Art sind vor allem Veränderungen des Lebensraumes gefährlich, die zu einem Verlust geeigneter Eiablage- und Überwinterungsplätze sowie zum Rückgang von Beutetieren führen. Geeignete Eiablageplätze (z.B. Komposthaufen) sollten deshalb im Spätsommer möglichst unversehrt bleiben. Außerdem ist für den Schutz dieser Reptilienart das Anlegen von Totholz- und Legsteinhaufen eine günstige Maßnahme.

Schlingnatter (Coronella austriaca)

Aussehen
Die Schlingnatter ist mit 60-70 cm (selten 80cm) Gesamtlänge eine eher kleine Schlange. Ihre Grundfarbe ist grau bis braun. Sie hat eine markante symmetrische Zeichnung am Hinterkopf, meist in Form eines Herzens oder Hufeisens. Seitlich am Kopf hat sie je einen dunklen Streifen, der vom Nasenloch durch das Auge zum Mundwinkel verläuft. Die Rückenzeichnung der Schlingnatter besteht aus zwei Reihen dunkler Flecken, die parallel zueinander oder versetzt angeordnet sind und teilweise ineinander verlaufen (Längsstreif oder Leitermuster). Die Jungtiere sind ähnlich aber sehr kontrastreich gezeichnet.

Obwohl die harmlose Schlingnatter im Gegensatz zur Kreuzotter kein Zickzack-Muster trägt und runde Pupillen hat, wird sie häufig mit dieser Giftschlange verwechselt.

Lebensweise
Da sie sehr heimlich lebt ist die Schlingnatter eher unbekannt. Sie ist in der Vegetation gut getarnt und versteckt sich häufig unter Steinen. Große Hitze und direkte Sonneneinstrahlung meidet die Schlingnatter und ist teilweise sogar nachtaktiv. Von Oktober bis März hält sie Winterschlaf und paart sich meist im Mai/Juni, sofern sie mit etwa 4 Jahren eine Gesamtlänge von 40-50cm erreicht hat. Im Spätsommer (August/September) bringt das Weibchen 6 bis 15 voll entwickelte Jungtiere zur Welt, die direkt danach aus ihren durchsichtigen Eihüllen schlüpfen. Diese fressen ausschließlich junge Reptilien. Ausgewachsene Schlingnattern ernähren sich neben Eidechsen und Blindschleichen auch von Kleinsäugern und gelegentlich von Jungvögeln und Insekten. Wenn sie ein Beutetier ergriffen haben umschlingen sie es blitzschnell, was zu ihrem Namen geführt hat.

Lebensraum
Die Schlingnatter wurde bis zu einer Seehöhe von 1.800m nachgewiesen, ist aber vor allem im Flach- und Hügelland verbreitet. Bezüglich ihres Lebensraumes ist die Schlingnatter nicht sehr spezialisiert. Ähnlich der Zauneidechse bevorzugt sie besonnte und reich strukturierte Landschaften, wie Waldränder und – lichtungen, Gebüschsäume, Weingärten, Steinbrüche, Trockenrasenflächen und Parkanlagen. Im Gegensatz zu anderen Schlangenarten ist die Schlingnatter auch auf gehölzfreien Flächen zu finden.

Gefährdung & Schutz
Die recht kleine Schlingnatter wird gelegentlich von Iltis, Wiesel oder Mäusebussard erbeutet. Ihre Bestände sind gebietsweise durch Veränderungen ihres Lebensraums gefährdet, insbesondere durch Verbuschung oder Bewaldung offener Flächen, dem Verlust von Strukturen und dem Rückgang ihrer bevorzugten Beutetiere: Eidechsen. Wer etwas zum Schutz der Zauneidechse unternimmt, hilft gleichzeitig der Schlingnatter.

Außerdem werden Schlingnattern häufig erschlagen, weil sie mit der giftigen Kreuzotter verwechselt werden (die nach der bekannten Fachliteratur im Burgenland bisher nicht nachgewiesen wurde).

Blindschleiche (Anguis fragilis)

AussehenDie Bildschleiche ist keine Schlange, sondern eine beinlose Echse. Das erkennt man unter anderem an den beweglichen Augenliedern, die Schlangen nicht besitzen (starrer Schlangenblick). Im Gegensatz zu diesen können sich Bildschleichen nicht mit Hilfe der Bauchschuppen fortbewegen, sie müssen tatsächlich s-förmige schlängelnde Bewegungen machen.

Bildschleichen sind meist 40 – 45cm lang und beige bis kupferfarben. Während die Weibchen häufig ihre Jugendzeichnung - dunkel Flanken und einen dunklen Rückenstrich – behalten, sind die Männchen nicht sehr kontrastreich gefärbt, auf der Ober- und Unterseite aber meist heller als an den Seiten. Ihr glänzendes Schuppenkleid brachte der Blindschleiche auch den Namen ein, der sich vom althochdeutschen Wort für glänzender oderblendender Schleicher ableitet.

Lebensweise
Etwa von November bis Februar befinden sich Blindschleichen in frostsicheren Erdlöchern in Winterstarre. Sie verpaaren sich meist im April/Mai, bald nach Beginn ihrer Aktivitätsphase. Blindschleichen sind lebendgebärend. Im Spätsommer werden 5-10 (selten bis 20) vollständig entwickelte Jungtiere (in dünnen Eihüllen) geboren.

Obwohl die Bildschleiche zu den am weitesten verbreiteten und häufigsten Reptilien Österreichs zählen, kann man sie nur selten beobachten. Sie lebt sehr versteckt und ist überwiegend dämmerungsaktiv. Die Tage verbringt sie meist unter flachen Steinen, Holzplanken oder ähnlichen Strukturen. Hier findet die Bildschleiche auch ihre bevorzugte Nahrung: Nachtschnecken, Regenwürmer und Insektenlarven.

Lebensraum
Die Blindschleiche kommt in einem breiten Spektrum von Lebensräumen vor, zu denen insbesondere Wälder und Waldränder, Wegränder, Böschungen, Grünland und auch Siedlungsgebiete zählen, sofern es hier eine deckungsreiche Krautschicht gibt. Einzig hochalpine Lagen und intensiv ackerbaulich genutzte Gebiete werden von Bildschleichen gemieden.

Gefährdung & Schutz
Die Blindschleiche hat eine Reihe von Fressfeinden, zu denen neben verschiedenen Säugetierarten (inkl. Hauskatzen) auch Greifvögel, Krähen und Schlingnattern gehören. Außerdem wird dieses langsam kriechende Reptil häufig Opfer des Straßenverkehrs sowie der maschinellen Bearbeitung von land- und forstwirtschaftlichen Flächen und Gärten (z.B. Rasenmähen).

Die Erhaltung von wenig bis nicht genutzten Flächen wie Hecken und Brachen kann die Bestandsentwicklung fördern. Durch Leiteinrichtungen an Verkehrswegen kann unter Umständen der Verkehrstod einiger Schleichen verhindert werden.

Verfasserin & Quellen

Verfasst von Dipl.-Biol. Dr. Tanja Duscher, Büro für Wildökologie, Artenschutz und Naturbildung

Quellen:

Caleba, A., Grillitsch, H., Tiedemann, F. (2001) Atlas zur Verbreitung und Ökologie der Amphibien und Reptilien in Österreich: Auswertung der Herpetofaunischen Datenbank der Herpetologischen Sammlung des Naturhistorischen Museums in Wien. Umweltbundesamt, Wien, 880 S. ISBN 3-85457-586-6

Glandt, D. (2015) Die Amphibien und Reptilien Europas: Alle Arten im Porträt. Quelle & Meyer Verlag, Wiebelsheim, 716 S. ISBN 978-3-494-01581-1

Thiesmeier, B., Franzen, M., Schneeweiß, N., Schulte, U. (2016) Reptilien bestimmen: Eier, Jungtiere, Adulte, Häutungen, Todfunde. Laurenti-Verlag, Bielefeld, 47 S. ISBN 978-3-933066-56-5

Kammel, W. (2018) Heimische Reptilien: Kennen, melden, schützen! Naturschutzbund Österreich, Salzburg, 34 S.

www.herpetofauna.at (Zugriff: 15.1.2019)